Mittwoch, 9. Dezember 2015

Mi querida Argentina! :)

Hallo liebe Freunde, Bekannte, Familie und Leser! :)

Jetzt sind doch schon wirklich 4 Monate um und Weihnachten naht. Allerdings muss ich sagen, dass sich meine Weihnachtsstimmung hier doch sehr in Grenzen hält. Das liegt wahrscheinlich daran, dass es für jemanden aus Deutschland, der ein kaltes und oft auch verschneites Weihnachten gewohnt ist, schwierig ist bei rund 26 Grad und Sonne in Weihnachtsstimmung zu kommen. Auch sieht man hier kaum Weihnachtsdekoration und in Argentinien kennen die Menschen weder Adventskalender noch die Adventsfeiertage. Montag war ich das erste Mal in einem Laden, in dem man doch tatsächlich  kitschige Weihnachtsdekoration und Plastikweihnachtsbäume kaufen konnte. Allerdings ist es wirklich seltsam, wenn man bei 25 Grad und Hitze einen Laden mit Weihnachtsdekoration betritt, in dem chinesische Musik läuft. (Vermutlich waren die Besitzer Chinesen)

Seit meinem letzten Blogeintrag im Oktober kann ich sagen, dass sich in meiner Einstellung gegenüber meinem Freiwilligendienst und meinem Gastland Argentinien sehr viel verändert hat, denn mittlerweile fühle ich mich richtig wohl in Buenos Aires und habe erkannt, dass Buenos Aires eine wirklich schöne Großstadt ist. Die Schönheit von Buenos Aires liegt dabei aber nicht in den schönen Stadtteilen wie Palermo, sondern in Der Vielfältigkeit und der Verschiedenheit zwischen den einzelnen Stadtteilen. Es gibt so viel zu sehen und so viele unterschiedliche Sachen, die man in Buenos Aires machen kann. "La Boca" ist bekannt für seine bunten Häuser und seinen Fußballverein, In "Palermo" wohnen viele 'reichere' Menschen und dort gibt es viele schöne Bars, genauso wie in dem ältesten Stadtviertel "San Telmo", was ebenso für seine vielen Restaurants und Bars bekannt ist. In "Puerto Madero" ist dafür eher bekannt für sein riesiges Naturreservat und den schönen Hafen.

Im November waren aus unserer Freiwilligen-WG so gut wie alle auf Reisen. So haben auch Marike und ich uns dazu entschieden für fünf Tage von donnerstags bis montags in den Süden Argentiniens nach San Carlos de Bariloche, einer Stadt am Fuße der Anden und der Genze zu Chile, zu reisen. Marike und ich haben uns also Donnerstag mittags gemeinsam auf den Weg zum Flughafen gemacht und sind nach einem zweistündigen Flug im Vergleich zu Buenos Aires ziemlich kalten Bariloche angekommen. Mit einem überteuertem Taxi für 400 Pesos ( später haben wir erfahren, dass es einen Bus für 12 Pesos zum Flughafen gibt) und bei 12 Grad Außentemperatur sind wir dann zu unserem Hostel gefahren, welches für seinen Preis völlig in Ordnung war. Anders als gebucht, hatten Marike und ich sogar ein eigenes Zimmer mit Bad für uns Zwei. Nachdem wir unsere Sachen im Hostel verstaut haben, haben Marike und ich uns donnerstags dann noch ein bisschen die Stadt angeschaut. Zunächst sind wir zur Touristeninformation gelaufen, um unsere nächsten Tage durchzuplanen und später haben wir dann ein Restaurant entdeckt, an dem wir einfach nicht vorbeigehen konnten, da es dort Käsefondue gab und unserer Verlangen nach Käse nach 4 Monaten einfach zu stark war. Freitags hat es in Bariloche dann leider fast den ganzen Tag geregnet, dennoch haben Marike und ich uns dazu entschieden mit dem Bus in den Nachbarort Villa de la Angostura zu fahren. Eigentlich wollten wir von dort in den Nationalpark 'Los Arrayanes' , der sich auf einer Halbinsel im See Nahuel Huapi befindet, da der Eintritt zu dem Nationalpark aber ziemlich teuer war und es die ganze Zeit am Regnen war, haben wir uns dann dazu entschieden, nur ein bisschen außerhalb des Nationalparks zu spazieren und dann gemütlich in einem Restaurant essen zu gehen. Trotz des Regens haben wir somit einen schönen Tag in Villa de la Angostura verbracht. Für Samstags hatten Marike und ich dann einen Ausflug gebucht und hatten zum Glück auch viel mehr Glück mit dem Wetter, denn es schien fast den ganzen Tag die Sonne. Um 9 Uhr wurden wir von einem Minibus vor unserem Hostel abgeholt und haben uns dann auf dem Weg zum 'Cerro Tronador gemacht, einen Gletscher in den Anden nahe an der Grenze zu Chile. Zusammen mit der Reiseleiterin, die uns immer wieder während der Fahrt Infos zu den Seen und Gletschern gegeben hat, und einer kleinen Gruppe von Touristen haben wir uns zunächst den See 'Lago Gutiérrez' angeschaut, danach haben wir immer wieder Stops an verschiedenen Aussichtspunkten gemacht bis wir dann nach ca. 5 Stunden am eigentlichen Ziel, dem Gletscher 'Cerro Tronador' angekommen sind.
Das besondere an diesem Gletscher ist, dass er im Sommer häufig schwarz ist aufgrund von Erde und Sedimenten, die von den Schneelawinen aufgewirbelt werden und dann die Oberfläche des Gletschers bedecken. Angeblich kann man von dem höchsten Aussichtspunkt, an dem wir waren, oft Lawinen sehen und hören, die von der Spitze des Gletschers heruntergleiten, allerdings hatte unsere Gruppe leider Pech, denn nach 45 Minuten fuhren wir weiter, ohne etwas Besonderes gehört oder gesehen zu haben. Alles in allem war der Ausflug sehr interessant und lohnenswert, aber auch sehr stressig und anstrengend mit dem ständigen Ein- und Aussteigen und dem Einhalten der Zeiten in der Gruppe. Der Sonntag in Bariloche war meiner Meinung nach dann der schönste Tag unseres Wochenendtrips. Marike und ich haben uns zusammen von dem Freund unseres Hostelbesitzers, der ebenfalls ein Hostel besitzt, Mountainbikes ausgeliehen und haben dann eine 30 Kilometer Radtour mit Zwischenstopp in Colonia Suiza gemacht, einem sehr kleinen touristischen Ort in den Bergen, der der Schweiz ähnlich sieht. Die Strecke, die Marike und ich mit dem Fahrrad zurückgelegt haben, war ein Tipp von dem Freund unseres Hostelbesitzers und führte anders als die Hauptfahrradstrecke, die die meisten Mountainbiker zurücklegen, eher über wenig befahrene Straßen und direkt an einem See entlang, was wirklich schön war, da wir anders als in Buenos Aires mal einmal die Chance hatten wirklich absolute Stille und Natur zu genießen. Insgesamt war die Radtour wirklich schön, auch wenn wir vorher nicht gedacht haben, dass es so anstrengend werden würde und wir zwischendurch wirklich am verzweifeln waren. Nach der Radtour konnten wir dann auch beide verstehen, warum Mountainbikefahrer immer gepolsterte Hosen haben - denn es tat wirklich weh :D.
Außerdem habe ich nach der Radtour auch gemerkt, dass es vielleicht doch schlau gewesen wäre, Sonnencreme mitzunehmen und zu benutzen. Es war zwar nicht so heiß in Bariloche, aber die Sonne schien den ganzen Tag und so hatten Marike und ich abends knallrote Gesichter. Unseren letzten Tag haben wir dann damit verbracht, die Schokolade in Bariloche zu probieren, die wirklich sehr gut ist, und uns am Ufer des Sees Nahuel Huapi ein bisschen auszuruhen und dort Postkarten zu schreiben. Es war wirklich schön, denn wir hatten Glück mit dem Wetter, saßen am Ufer mit unserer Schokolade, die Postkarten schon fertig geschrieben, doch dann kam leider ein Jugendlicher auf die Idee sich 2 Meter entfernt von uns hinzusetzen und Marihuana zu rauchen :D Trotzdem haben wir den Ausflug zum See aber sehr genossen. Abends um 21:30 Uhr ging dann unserer Flug zurück nach Buenos Aires, wo wir dann noch das Glück hatten, Buenos Aires im Dunkeln aus dem Flugzeug aus betrachten zu können. Zurück in Avellaneda waren wir dann so ca. um 0:30. Dort haben wir dann auch nach 2 Wochen erstmals wieder ein paar andere Freiwillige gesehen, die während unserer Reise von ihrer eigenen Reise zurückgekommen sind.

Buenos Aires von oben
Zu meinem Leben hier in unserer Freiwilligen-WG kann ich sagen, dass wir nach wie vor wirklich alle sehr gut miteinander auskommen. Es gibt wirklich selten Streit und wir sind hier nach 4 Monaten schon wirklich wie zu einer zweiten großen Familie zusammengewachsen. Am Wochenende unternehmen wir oft alle was zusammen und gegessen wird auch fast jeden Tag gemeinsam. Anfang Dezember ist eine neue Freiwillige, Camille, aus Frankreich in unserer Haus gezogen, worüber wir zunächst alle eher weniger erfreut waren, da unsere Organisation Subir al Sur uns erst ziemlich spät, nämlich einen Tag vor ihrer Ankunft, Bescheid gesagt hat, dass jemand Neues für einen Monat in unser Haus ziehen wird und das Haus ja eigentlich auch nur für Langzeitfreiwillige gedacht ist.  Allerdings ist Camille eine wirklich nette und unkomplizierte Person, mit der sofort alle gut zurechtgekommen sind. Daher haben wir unsere Meinung darüber schnell geändert, allerdings sollte unsere Organisation uns trotzdem eher über solche Dinge informieren. Zusammen mit Camille habe ich mir dann gestern auch einen Helix stechen lassen ( ein Piercing im Ohr) und erstmals nach 4 Monaten Geld für Klamotten ausgegeben. (was ein wirklich schönes Gefühl war :D )
Im November und Dezember haben wir auch viele Ausflüge innerhalb von Buenos Aires gemacht, so waren wir zum Beispiel noch einmal auf dem Sonntagsmarkt in San Telmo, wo es so viele schöne Sachen zu kaufen gibt, der aber leider auch immer ziemlich überfüllt ist. Außerdem waren wir bei der Pferderennbahn und haben auf Pferde gewettet ( leider nichts gewonnen) und haben uns den 'Jardín Japones', den japanischen Garten angeschaut, der zwar sehr schön ist, meiner Meinung nach aber seine 50 Pesos Eintritt nicht wert ist.

Pferderennbahn
In meinem Projekt hat sich nicht so viel verändert, außer das wir nun nur noch zu zweit im Projekt sind, da die zwei deutschen Mitfreiwilligen Sara und Helen ihren Freiwilligendienst nach 3 Monaten frühzeitig abgebrochen haben. Als meine Mitfreiwillige Ida dann auf Reisen war, war ich erstmals ganz alleine auf mich gestellt im Projekt, was aber gerade mit den älteren Kindern überraschend gut geklappt hat, da ich aus Deutschland verschiedene bunte Fäden zum Freundschaftsarmbänder machen mitgebracht hatte, und diese dann mit ins Projekt gebracht habe. Eine Woche lang habe ich den älteren Kindern dann nachmittags beigebracht, wie man verschiedene Arten von Freundschaftsarmbändern macht und so ging die Zeit relativ schnell um. Anders als zuvor arbeiten Ida und ich nun aber vormittags auch manchmal abwechselnd mit den älteren Kindern, die dann nachmittags zur Schule gehen, zusammen, da diese zuvor immer auf sich alleine gestellt waren und keine richtige Ansprechperson im Projekt haben. Mir persönlich gefällt das Arbeiten mit den kleineren Kindern nach wie vor mehr, da dort immer etwas zu tun ist und die Zeit wirklich schnell um geht. Auch wenn die Kleinen sich manchmal auch wie kleine Monster verhalten können, sind sie mir wirklich ans Herz gewachsen. Besonders schön ist es immer, wenn sie einen morgens freudestrahlend begrüßen. Aber auch mit den älteren Kindern macht die Arbeit meistens Spaß, es kommt dabei immer auf die Anzahl und Zusammensetzung der Kinder an, da manche Kinder in Gesellschaft mit bestimmten anderen Kindern viel schwieriger sind als ohne die anderen Kinder. Mit den älteren Kindern spielen wir nach wie vor meist Gesellschaftsspiele, machen Freundschaftsarmbänder oder basteln etwas zusammen. Diese Woche ist nun aber schon die vorletzte Woche in meinem Projekt, denn danach schließt der Kindergarten bis zum 1. März im nächsten Jahr. Allerdings müssen wir Freiwilligen für diese Zeit in anderen Projekten wie Sommercamps für Kinder mitarbeiten. Trotzdem heißt es aber für mich zumindest ab nächsten Freitag bis zum 17. Januar: Urlaub! Denn zuerst kommen die Feiertage und dann meine Reise mit meinem Vater zusammen zu den Iguazu-Wasserfällen und nach Rio de Janeiro.

Mit unserer Wohnsituation in unserer WG komme ich mittlerweile wirklich gut zurecht. Im Vergleich zu unserer Situation vor 4 Monaten hat sich wirklich schon viel verändert: Bemalte Wände, selbstgebaute Möbel und Dekoration und abschließbare Türen. Allerdings sind wir immer noch nicht so zufrieden mit unserem Dach, da es in der Küche nach wie vor reinregnet und Leonie an ihrem Geburtstag aufgrund des starken Regens und dem dadurch klitschnassen Küchenboden einen kleinen Unfall hatte. Auf dem Weg von der Küche in den Essbereich ist sie nämlich ausgerutscht und hat sich dabei kochend heißes Wasser von ihrer Kaffeetasse über das Gesicht geschüttet. Zum Glück hatte sie nur leichte Brandblasen und Rötungen im Gesicht, die schnell wieder weggegangen sind. Es hätte aber auch schlimmer enden können. Daher haben wir nun auch nochmal versucht unserer Organisation in dieser Angelegenheit etwas Druck zu machen.

Zum Schluss wünsche ich nun allen schon mal schöne Feiertage :)

Bis bald!
Leonies Geburtstagskuchen


Geschmücktes Wohnzimmer

Unsere Mountainbikes in Bariloche

Der See Nahuel Huapi


Der Gletscher Tronador




Lago Gutierrez


Käsefondue in Bariloche

Kinder in meinem Projekt ( mit Krone )

Brot backen im Projekt



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen