Montag, 27. Juni 2016

Zwischen Abschiedstrauer und Vorfreude!

Hallo liebe Freunde, Bekannte, Familie und Leser! :)

Leider merke ich, dass ich mich hier während meines Auslandsjahres in Argentinien auch insofern verändert habe, dass ich total faul geworden bin bezüglich meines Blogs und generell in Hinsicht auf schriftliche und organisatorische Aufgaben. Das liegt wahrscheinlich auch ein bisschen an der argentinischen Kultur, denn auch die Argentinier verschieben ja häufig immer wieder Dinge auf 'morgen'. Nun ja nach 2 einhalb Monaten finde ich nun endlich mal wieder die Zeit und Motivation dazu.

In diesem Blogeintrag werde ich nun wieder ein bisschen über meine Projekte, meine Reise nach Salta, mein Halbjahres-Seminar und mein sonstiges Leben hier berichten.

Zunächst einmal fange ich mit dem Halbjahres-Seminar an. Vom 14. bis 15. April sind wir deutschen Freiwilligen (Nadine, Leonie, Marike und ich) zusammen mit unseren Ansprechpersonen unserer Gastorganisation Flor und Rocio und einer 18-jährigen Argentinierin Candela, die jetzt im Sommer für ein Jahr nach Deutschland gehen wird, nach Tigre gefahren. Von Tigre habe ich schon ein paar mal berichtet. Das ist eine Stadt im Norden von Buenos Aires entfernt und ist mit Zug ca. in einer Stunde vom Bahnhof des Stadtteils Retiro zu erreichen. In Tigre haben wir dann in einem Haus nahe am Fluss übernachtet, welches nur über ein Boot zu erreichen ist. Angekommen sind wir dort donnerstags gegen Mittag nach einer dreistündigen Fahrt (zuerst eine Stunde mit Bus nach Retiro, dann eine Stunde Zugfahrt nach Tigre und dann nochmal eine Stunde mit dem Boot weiter). Nach der langen Hinfahrt ist mir aufgefallen, dass man hier in Buenos Aires generell immer sehr lange braucht, um von einem Ort zum anderen zu kommen. In Deutschland würde ich für nur eine Übernachtung wahrscheinlich nicht eine dreistündige Fahrt in Kauf nehmen. Außerdem wäre ich in Deutschland nach 3 Stunden Fahrt auch schon in einer ganz anderen Großstadt. Hier fahre ich aber allein manchmal schon eineinhalb Stunden mit Bus nur um abends im Stadtteil Palermo auszugehen und mir machen diese langen Busfahrten auch gar nichts mehr aus, da ich mich daran gewöhnt habe, dass man nun mal viel länger braucht um von A nach B zu kommen. Nun zurück zum Seminar: Donnerstag nachmittags haben wir dann ein paar gemeinschaftliche Aktivitäten gemacht. So mussten wir zum Beispiel zu jedem anderen Freiwilligen ein paar kleine positive Worte schreiben und unsere ersten ca. 8 Monate irgendwie kreativ auf ein Blatt Papier bringen. Diese Aktivitäten haben mir gefallen, da man die Gelegenheit hatte, mal über die ganzen letzten Monate in Argentinien nachzudenken. Abends haben wir dann noch gemeinsam Karten gespielt und einen Film geguckt. Da es Freitags dann sehr stark geregnet hat und wir Angst hatten, dass der Wasserspiegel so stark ansteigen würde, dass wir nicht mehr mit dem Boot zurückfahren können würden, haben wir nur noch eine Aktivität zusammen gemacht und uns dann schon mit dem Boot auf den Weg zurück zum Hafen Tigres begeben. Nach weiteren 2 Stunden mit Bus und Zug kamen wir dann nass wieder in unserem Haus in Avellaneda an. Alles in allem war das Seminar schön, da man mal für fast 2 Tage Abstand von der Außenwelt hatte (da es auch kein Handyempfang gab) und Zeit hatte, über den Auslandsaufenthalt nachzudenken.

Nun zu meiner Reise nach Salta: Vom 11. bis zum 21. Mai bin ich zusammen mit Tereza in den Norden in die Region Salta gereist, wo die Landschaften und die Natur einzigartig sind.
Mittwochs habe ich mich also mittags auf dem Weg zum Omnibusterminal gemacht, um von da aus gemeinsam mit Tereza (eine Deutsche, die hier in Buenos Aires für ein halbes Jahr studiert und die ich durch Carlos Projekt kenne, da sie dort ebenfalls unterrichtet) die 20-stündige Busfahrt nach Salta anzutreten. Fast wäre ich dabei zu spät gekommen, denn man sollte wissen, dass Argentinier scheinbar Demonstrationen lieben, denn andauernd sind aufgrund von Demonstrationen Straßen gesperrt, wie es auch an diesem Vormittag der Fall war und ich daher fast zu spät gekommen wäre und den Bus verpasst habe. In Salta angekommen, haben Tereza und ich dann zunächst 2 Tage Zeit gehabt, um die Stadt dort ein bisschen zu erkunden. Einen Tag davon haben wir dazu genutzt, mit einer Seilbahn auf einen Berg direkt neben der Stadt zu fahren, da man von dort aus einen schönen Blick über die Stadt hatte. Richtig interessant wurde unsere Reise dann aber erst als wir für 2 Nächte weiter in den Norden nach Tilcara gereist sind. Tilcara ist ein Dorf, das aussieht wie aus Westernfilmen und direkt in einer Schlucht zwischen den Bergen liegt. Tilcara liegt direkt in der Mitte der beiden Dörfer Pumamarca und Humahuaca, die beide interessante Naturphänomene zu bieten haben.
Berg der 14 Farben
 Daher hatten wir uns dazu entschieden in Tilcara zu übernachten und einen Tag nach Humahuaca und den anderen Tag nach Pumamarca zu fahren. In Humahuaca sind wir dann mit einem Freund unseres Hostelbesitzers zu dem Berg der 14 Farben gefahren, ein sehr beeindruckendes Naturwunder.
Salinas Grandes
 Von Pumamarca aus kann man hingegen mit einem Reiseleiter zu den "Salinas Grandes", den großen Salzwüsten fahren, wo früher vor vielen Jahren einmal Salzwasser war und nun nur noch das Salz davon übrig geblieben ist und dort auch abgebaut wird.
Nach unserem Aufenthalt in Tilcara ging es dann weiter zu unserem letzten Urlaubsziel: Cafayate.
Eine kleine Stadt südlich von Salta, welche das zweitgrößte Weinanbaugebiet Argentiniens ist. Dort hatten wir nochmal dreieinhalb Tage Aufenthalt. Obwohl wir ziemlich erschöpft waren von den ständigen Busfahrten und anstrengenden vollgeplanten Tagen, haben wir uns direkt an unserem Ankunftstag dazu entschieden, den Ausflug zur "Quebrada de las Conchas" , der Schlucht der Muscheln zu machen. Mit dem bis dahin für uns noch unbekannten Hostelbesitzer Walter und einer anderen Urlauberin sind wir dann mit Walters Auto zur Schlucht gefahren, wo wir immer wieder an verschiedenen Stellen angehalten haben, um entweder ein bisschen zu laufen oder um uns besondere Felsformationen anzuschauen. Zum Beispiel gibt es dort eine Felsformation, die aussieht wie eine Kröte oder ein nur durch Natureinflüsse enstandenes Amphitheater.
Eigentlich haben wir von diesem Ausflug vorher nicht sehr viel erwartet, da wir in Humahuaca und Pumamarca schon so beeindruckende Landschaften gesehen haben, sodass wir dachten, dass dies dagegen nun nicht mehr so spektakulär sein würde. Allerdings war der Ausflug ganz im Gegenteil wirklich sehr beeindruckend und auch dadurch, dass wir nur eine kleine Gruppe waren und Walter uns wirklich viel erzählen konnte, sehr interessant. Den zweiten Tag in Cafayate haben wir dann dazu genutzt, zu dem etwa 2 Kilometer entfernten "Casa de Cabras" (Haus der Ziegen) zu laufen. Dort kann man sich den Hof ansehen und auch eine Käseverkostung machen. Tereza und ich haben uns für die Käseverkostung entschieden und auf einer Bank bei schönem Wetter erstmals seit langem wieder richtig leckeren Käse gegessen. Anschließend haben wir dann natürlich auch zwei Stücke Käse gekauft. Den Nachmittag haben wir dann noch dazu genutzt ein paar Bodegas (Weingüter) zu besuchen, wo man sehr günstig verschiedene Weine der jeweiligen Weingüter probieren kann. Natürlich haben wir dann auch noch einen Wein gekauft. Und so war dann auch schon klar, was wir an unserem nächsten und letzten Tag unserer Reise machen würden. Zuerst haben wir endlich mal ausgeschlafen, anschließend einen kleinen Spaziergang gemacht und zuletzt ein leckeres Picknick auf einer Bank im Hostelgarten mit dem gekauften Käse, dem Wein und einem Baguette gemacht.
In Cafayate hatten Tereza und ich sehr viel Glück mit unserem Hostel. Die Leute im Hostel waren alle sehr nett und besonders mit dem Hostelbesitzer Walter haben wir uns sehr gut verstanden. Besonders schön war, dass wir jeden Abend alle zusammen am Lagerfeuer gegrillt und Wein getrunken haben bis spät in die Nacht.
Am 20. Mai ging es für uns dann wieder zurück nach Buenos Aires und so kamen wir nach einer ca. 20- stündigen Busfahrt Samstag morgens wieder am Busterminal in Retiro an. Im Nachhinein kann ich sagen, dass sich diese Reise wirklich gelohnt hat, da Salta wunderschön ist und sehr beeindruckende Landschaften zu bieten hat.

In meinem Projekt hat sich dieses Jahr wirklich viel für mich verändert. Nach der Sommerpause habe ich außer zum Aushelfen, wenn eine Erzieherin krank war, gar nicht mehr in den Kindergartensälen der 2- bis 5- Jährigen gearbeitet, sondern nur noch mit dem Contraturno, das heißt die 6- bis 12- jährigen Kinder, die vor oder nach der Schule zur Betreuung und zum Hausaufgaben machen in den Kindergarten kommen. So machen Fanny und ich morgens zunächst mit den Kindern ihre Hausaufgaben und anschließend eine Aktivität wie Basteln, Malen oder verschiedene Gruppenspiele. Anschließend gibt es Mittagessen und die Kinder werden abgeholt und gehen dann zur Schule (hier haben manche Kinder nämlich auch nachmittags Schule). Um 12:30 Uhr, wenn die "Morgenkinder" dann alle weg sind, kommen dann neue Kinder direkt von der Schule in den Kindergarten. Diese essen dann zunächst Mittag, meist essen wir mit ihnen dann um 12.30 Uhr zusammen Mittag, dann werden Hausaufgaben gemacht und wieder verschiedene Aktivitäten durchgeführt. Um 15:30 Uhr machen Fanny und ich uns dann auf den Weg nach Hause.
Seit Mitte April sind nun auch 3 neue italienische Freiwillige in dem Kindergarten beschäftigt. Diese kommen aber nicht von der gleichen Organisation wie wir und arbeiten dort immer von dienstags bis freitags. Bei den Freiwilligen handelt es sich um den Italiener Delfino, der in der Küche aushilft und ab und zu mit den Jungs draußen Fußball spielt, um die ca. 25-jährige Giullia, die mit uns die älteren Kinder betreut, und eine andere Freiwillige, die den Erziehrinnen in den Kindergartensälen hilft. Mit Giullia kommen Fanny und ich sehr gut klar. Besonders freut mich, dass wir so nun auch mittwochs, wenn Fanny in einem anderen Projekt arbeitet, zu zweit sind und gemeinsam Aktivitäten mit den Kindern machen können. Zu den verschiedenen Aktivitäten machen Fanny, Giullia und ich jeden Monat einen neuen Plan, den wir im Kindergarten auch für die Kinder aushängen und wo für jeden Tag eine Aktivität geplant ist.

Plan der Aktivitäten im Juni
Oft handelt es sich hierbei nur um Gruppen- und Laufspiele, manchmal machen wir aber auch aufwendigere Aktivitäten wie Marionetten basteln oder Gesellschaftspiele konstruieren. Im Mai haben wir zum Beispiel auch die Hände der Kinder mit Farben wie Tiere bemalt und dazu dann einen kleinen Film gedreht. Ansonsten kann ich auch sagen, dass man bei den Kindern von März bis Juni eine Entwicklung festgestellt hat. Zu Beginn war es immer recht schwierig die Kinder zu gemeinsamen Aktivitäten zu motivieren und von ihnen als "Erzieherin" akzeptiert zu werden. Nun wollen die Kinder meist aber von sich aus schon an den Aktivitäten teilnehmen und fragen oft schon was wir denn an dem Tag machen. Auch ist es mittlerweile für jedes Kind selbstverständlich, dass nach dem Mittagessen die Hausaufgaben gemacht werden. So konnten wir letzte Woche beobachten, wie die Kinder schon von ganz alleine ihre Hausaufgaben nach dem Essen auspacken und wie die älteren Kinder den Jüngeren dann dabei helfen, damit wir schneller mit einer Aktivität beginnen können. Außerdem ist die Arbeit jetzt aber auch einfacher, da nicht mehr so viele Kinder wie zu Beginn kommen. Im März waren es oft 12 Kinder am Morgen und 14 Kinder am Nachmittag. Nun sind meistens so 6 Kinder morgens da und nachmittags 8 bis 10 Kinder, was die Arbeit auch entspannter macht und uns ermöglicht, bei kreativen Aktivitäten wie Marionetten basteln, den Kindern besser und schneller zu helfen.
Marionetten basteln im Projekt
Nach nun ca. 9 Monaten im Projekt (Die Sommerpause hab ich abgezogen) muss ich sagen, dass ich nun generell aber ziemlich erschöpft bin und nicht mehr viel Energie da ist. Ich gehe nach wie vor gerne ins Projekt, aber merke auch, dass ich diese Arbeit nicht mein ganzes Leben lang machen wollen würde. Für eine bestimmte Zeit macht es Spaß und bringt einen sehr viele neue Erfahrungen, aber es ist auch wirklich anstrengend, sich immer wieder durchzusetzen und neue Ideen für Aktivitäten zu entwickeln. Daher bin ich nun auch einerseits froh, dass meine Tage im Projekt gezählt sind, da ich einfach erschöpft bin und meine Motivation langsam geringer wird, andererseits macht es mich aber auch wirklich traurig, wenn ich daran denke, dass ich die Kinder und Erzieherinnen, die mir nach 9 Monaten wirklich ans Herz gewachsen sind, wahrscheinlich nie wieder sehen werde. Wahrscheinlich werde ich auch nur noch 8 weitere Tage im Projekt arbeiten, da meine Freundin Pia mich ab nächsten Donnerstag besuchen kommt und ich mit ihr noch verreisen werde und außerdem ab Mitte Juli Winterferien sind.

Fußball gucken in Palermo
Zu meinem sonstigen Leben lässt sich sagen, dass ich mittlerweile mehr mit Leuten mache, die nicht in meiner WG wohnen. So unternehme ich viel mit Tereza und Lea (ebenfalls eine Deutsche, die hier für ein halbes Jahr studiert) und mit Guido (Carlos Sohn) und Mathias (Freund von Guido) und anderen Freunden von Ihnen. So hat Mathias uns im Mai, als die österreichische Freiwillige Paula auch noch hier war, zum Beispiel zu sich nach Hause zum Asado (das argentinische Grillen) eingeladen, wo wir auch seine Familie kennengelernt haben und von allen sehr herzlich empfangen wurden. Auch mit den anderen deutschen Freiwilligen aus dem Haus unternehme ich häufig noch etwas. So gehen wir zum Beispiel Sonntag auch wieder zusammen das EM Deutschlandspiel in einer Bar in Palermo (Stadtteil von Buenos Aires) gucken. Mit den wenigen französischen Freiwilligen, die noch nicht abgereist sind, verstehe ich mich auch gut. Anders wie im ersten halben Jahr mit den vorherigen Freiwilligen machen wir nun zwar nicht mehr so häufig alle etwas zusammen, dennoch würde ich aber sagen, dass wir alle gut miteinander klar kommen.

Im Moment freue ich mich aber besonders darauf, dass Pia mich nächsten Donnerstag besuchen kommen wird und mit mir dann zusammen am 1. August zurück nach Deutschland fliegen wird. Mit Pia zusammen werde ich wahrscheinlich noch einmal für eine Woche verreisen. Den Rest der Zeit werden wir in Buenos Aires verbringen und ich werde zum dritten Mal alle touristischen Aktivitäten unternehmen, die man in Buenos Aires so machen kann und somit auch jeden Stadtteil noch einmal besichtigen, was aber eigentlich auch für mich hilfreich ist, da mir aufgefallen ist, dass ich bisher noch viel zu wenig Fotos gemacht habe.
Einerseits kann ich sagen, dass ich mich wirklich riesig auf den Besuch und die gemeinsame Zeit mit Pia freue, andererseits bedeutet das aber auch, dass sich mein normales Alltagsleben hier dem Ende zuneigt und meine Rückkehr nach Deutschland und somit der Abschied von all meinen Freunden hier immer näher rückt, was mir jetzt schon zu schaffen macht, da ich Abschiede hasse und einfach noch so viel hier unternehmen möchte und jetzt schon das Gefühl bekomme, dass die Zeit dazu knapp wird. Ich will mir meine letzte Woche hier noch gar nicht vorstellen. Natürlich ist aber auch Vorfreude dabei, denn ich freue mich auch riesig endlich meine Familie und Freunde wiederzusehen.

Ich denke, dass war das wichtigste zu meinem Auslandsjahr hier. Es gibt noch so viele Dinge und Details, die ich hier berichten könnte, doch denke ich, dass der Bericht dann einfach zu lang werden würde und es dann eh keiner mehr lesen würde :D Außerdem werde ich nach dem Auslandsjahr wahrscheinlich eh noch oft genug die Möglichkeit haben, von meinen Jahr in Argentinien und genaueren Details zu erzählen. Ich denke, dass dies nun auch der letzte Bericht ist, den ich am Küchentisch in meiner WG in Avellaneda verfassen werde. Einmal werde ich aber noch etwas schreiben nach meiner Rückkehr nach Deutschland.

Bis bald! :)



selbstgebastelte Masken

Aussicht auf Salta
Fahrrad fahren im ökologischen Reservat










Straßenmarkt in Pumamarca

Salinas Grandes



Malstunde :)


selbstgemachte Marionette