Hier war in letzter Zeit viel los. Daher gibt es leider erst jetzt ein neues Lebenszeichen von mir.
Im September haben wir viele verschiedene Dinge am Wochenende unternommen.
So waren wir ein Wochenende zum Beispiel in Tigre, eine Stadt im Norden von Buenos Aires, die das "Venedig" von Südamerika wiederspiegeln soll. Zwar war ich noch nie im wirklichen Venedig, glaube aber dennoch, dass diese Beschreibung etwas übertrieben ist. Meiner Meinung nach ist Tigre zwar ein sehr schöner Ort, allerdings aufgrund der ganzen verschmutzen Flüsse nicht mit Venedig zu vergleichen. Man kann dort eine sehr schöne Bootstour durch die Zulaufflüsse in den Rio de la Plata machen, über den großen Markt "Puerto de Frutas" laufen, direkt am Wasser lecker essen und in den direkt am Wasser liegenden Freizeitpark gehen. Mir hat besonders die Bootstour sehr gefallen, da man dabei sehr viele schöne Sommerhäuser mit Stegen direkt am Wasser betrachten kann und auch mal ein bisschen mehr Natur als Abwechslung zur Großstadt Buenos Aires zu Gesicht bekommt.
Außerdem hatte im September auch noch unsere Mitfreiwillige Nadine Geburtstag, was für uns alle ein großes Ereignis und ein bisschen wie Weihnachten war, da es selbstgebackenen Käsekuchen, Körnerbrot, (für welches meine deutsche Mitfreiwillige Marike und ich über zwei Stunden zum deutschen Bäcker Hausbrot im Stadtteil Palermo gefahren sind, welches uns aber gleichzeitig auch einen schönen Nachmittag im Café mit einem Submarino (Heiße Milch mit Schokolade) und einem Alfajor (typischer kleiner argentinischer Kuchen mit Dulce de Leche gefüllt) beschert hat) und richtigen Hartkäse gab.
Ende September waren wir außerdem noch mit unseren beiden Ansprechpersonen von unserer Organisation hier vor Ort, Rocio und Flor, und allen Freiwilligen, sowohl den Freiwilligen aus unserer Freiwilligen- WG, als auch den anderen Freiwilligen, die hier in einem Hostel in einem anderen Stadtteil von Buenos Aires wohnen, vier Tage von Mittwochs bis Samstags in Chapadmalal, einem Vorort von der Stadt Mar del Plata,welche im Norden von Buenos Aires liegt und mit Bus innerhalb von ca. 6 Stunden zu erreichen ist. In Chapadmalal findet jedes Jahr die "Semana de los derechos de la juventud" statt, was auf deutsch so viel bedeutet, wie die Woche der Rechte der Jugendlichen und auch unserer Reiseziel war. Dabei handelt es sich um eine Art Seminar, bei der Jugendliche aus ganz Argentinien miteinander in Gruppen über verschiedene Themen wie unter anderem Umwelt, Partizipation oder Sexualität diskutieren können. Ich war in der Umwelt-Gruppe, in der wir hauptsächlich über Mülltrennung und Recycling gesprochen haben und fast eineinhalb Tage damit verbracht haben, ein Monster und die Erdkugel aus Müll vom Seminar zu bauen, um den anderen Gruppen dann anschließend dadurch zu zeigen, dass man mit Müll auch anderes machen kann, als ihn einfach nur wegzuwerfen und um darzustellen, dass der Müll einem Monster gleicht, was unsere Erde immer mehr auffrisst. Das Seminar fand in einem Hostel direkt am Meer statt, wo auch gleichzeitig alle Teilnehmer in Mehrbettzimmern untergebracht waren. Die Zimmer waren in Ordnung und das Essen war auch sehr gut, allerdings sieht man hier in Argentinien immer wieder, dass Vegetarier hier eine Seltenheit sind. Ich glaube, beim Essen in Chapadmalal war unser Tisch der einzige mit Vegetariern und man hat schon nach kurzer Zeit gemerkt, dass die Küche darauf nicht vorbereitet war, denn an Stelle von Nudeln mit Bolognesesoße bekamen die Vegetarier dann einfach Nudeln ohne Soße mit ein wenig Käse. Alles in allem muss ich sagen, dass mir das Seminar eher weniger gefallen hat. Es war zwar interessant zu sehen, wie argentinische Jugendliche über politische Themen diskutieren und ich war überrascht, dass isch die jungen Argentinier so stark für Politik interessieren, allerdings habe ich persönlich eher wenig Neues auf dem Seminar gelernt und wir hatten nur sehr wenig freie Zeit, um zum wirklich schönen Strand zu gehen und leider auch keine Zeit, um mal einmal nach Mar del Plata in die Stadt zu fahren.
Fischrestaurants in Montevideo |
Teatro Solis in Montevideo |
Das Theater von innen |
Samstags sind wir dann entlang der Rambla Italia zu einem Strand gelaufen und nachmittags habe ich dann nach 2 Monaten erstmals Fisch am Hafen von Montevideo gegessen, was mit zu einem meiner Höhepunkte der Reise gehört. Abends waren wir wieder im Theater, da es dort abends eine Gratisvorstellung des Stücks "Die Hochzeit des Figaros" gab - natürlich auch auf Spanisch - ,was mir persönlich sehr gut gefallen hat, da dabei nicht nur die Handlung sehr amüsant war, sondern es auch viele verschiedene Kostüme und Bühnenbilder gab, die das ganze Theaterstück noch interessanter gemacht haben. Sonntags morgens ging unsere Reise dann mit Bus zurück nach Colonia del Sacramento, wo wir unsere letzte Nacht verbringen wollten, da uns zuvor gesagt wurde, dass es sich bei Colonia um einen wirklich schönen Ort handelt. Ich muss sagen, dass dies wirklich der Wahrheit entspricht. Ich war von Anfang an wirklich beeindruckt. Colonia ist ein kleiner, ruhiger Ort mit einer wunderschönen Altstadt mit verschiedenen Restaurants und Läden direkt am Hafen. Außerdem bietet Colonia auch noch schöne Sandstrände, an denen wir unseren letzten halben Tag verbracht haben. Ich möchte auf jeden Fall noch einmal nach Colonia reisen, wenn es wärmer ist und man auch im Meer schwimmen gehen kann.
Blick auf das Meer - Colonia |
Strand in Colonia |
Montag nachmittags sind wir dann mit der Fähre, die dieses Mal zum Glück so gut wie gar nicht geschaukelt hat - wir hatten schon Angst, es würde immer so schaukeln - zurückgefahren und sind dann ca. um 20 Uhr abends wieder zu Hause in Avellaneda angekommen. Alles in allem muss ich sagen, hat mir dieser kurze Wochenendtrip sehr gut gefallen, da Montevideo und Colonia viel ruhiger sind als Buenos Aires und es schön war, mal einmal aus der riesigen Großstadt rauszukommen und ein bisschen zu entspannen. Allerdings würde ich nächstes Mal vielleicht mit weniger Leuten verreisen, da es manchmal wirklich anstrengend ist, ständig auf andere zu warten und da jeder verschiedene Dinge unternehmen und sehen will.
Nun noch ein paar Infos zu meinem alltäglichen Leben hier. Ich habe mich so weit ganz gut hier eingelebt, auch wenn ich mich manchmal immer noch ein wenig nach meiner Heimat sehne und oft meine Familie und Freunde vermisse. Ich muss sagen, dass ich viele Stadtteile von Buenos Aires wirklich schön finde, jedoch weiß ich für mich, dass ich nicht mein ganzes Leben in so einer riesigen Stadt verbringen wollen würde.
Mein Projekt lässt sich nach wie vor genauso wie in meinem letzten Blogeintrag beschreiben, allerdings sind meine Vormittage in letzter Zeit deutlich stressiger wie zu Beginn meiner Freiwilligenarbeit, da die Erzieherinnen der 4- und 5- Jährigen nun seit einiger Zeit immer erst nachmittags kommen. Daher sind die 4- und 5-jährigen Kinder (ca. 25 Kinder) meistens morgens zusammen in einem Raum mit Caro, einer Erzieherin, die zugleich auch unsere Ansprechpartnerin in unserem Projekt ist, und mir. Da Caro aber ein kleines Baby hat, was sie jeden Tag mit ins Projekt bringt und zwischendurch stillen und wickeln muss, bin ich häufig mit den Kindern alleine und muss alleine für Ruhe sorgen. Das stellt sich auch nach über 2 Monaten immer noch als eine große Herausforderung dar, da die Kinder ständig versuchen, einen zu provozieren und es schwierig ist, von ihnen Respekt zu erlangen. Doch so frustrierend die Arbeit auch sein kann, hat man jeden Tag auch so viele kleine schöne Momente, die einen dann doch wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Zum Beispiel haben sich letzte Woche, wie fast jeden Tag, zwei 4-jährige Jungen miteinander gestritten. Daraufhin habe ich versucht, den Streit zu schlichten, in dem die beiden Jungen sich gegenseitig die Hand geben mussten, sich Fünf geben mussten und mit der Faust zustoßen mussten.
Das Ganze hat dann damit geendet, dass wir uns zu dritt in den Arm genommen haben und die beiden dann danach wie unzertrennlich waren. In den Nachmittagen mache ich nach wie vor im Projekt etwas mit den älteren Kindern, die zur Nachmittagsbetreuung kommen. Zum Beispiel machen wir Hausaufgaben zusammen oder spielen UNO. Allerdings sind die Nachmittage oft sehr langgezogen und gefallen mir nicht so sehr, wie die Vormittage mit den jüngeren Kindern, da es nur wenige Spiele und Materialien für die älteren Kinder gibt und die Altersunterschiede zwischen den Kindern ziemlich groß sind (6 bis 12 Jahre), sodass die Interessen der Kinder auch unterschiedlich sind. Wir haben ab jetzt aber immer einmal pro Woche ein Gespräch mit Caro, unserer Projektansprechpartnerin, um über Probleme und Ideen zu sprechen und Ida (meine Mitfreiwillige in dem Projekt aus Finnland) und ich wollten uns auch noch einmal zusammensetzen und über unsere Ideen für verschiedene Aktivitäten, wie zum Beispiel mit den Kindern Kekse zu backen, sprechen. Daher bin ich zuversichtlich und hoffe, dass mir auch die Nachmittage im Projekt bald so gut gefallen wie die Vormittage.
In unserem Haus ist seit meinem letzten Blogeintrag auch einiges passiert. Zum Beispiel haben wir jetzt Türklinken und das Dach wurde noch zwei Mal verbessert. Leider hat es aber heute Abend sehr stark geregnet und es ist wieder Wasser durch die Wände und durch das Dach in unser Haus gekommen, zum Glück aber nur im Wohnzimmer.
Alles in allem kann ich aber sagen, dass es mir hier soweit gut geht und ich auch mit der Wohnsituation hier mittlerweile weitestgehend zufrieden bin. Ich freu mich schon auf Weihnachten im Sommer und auf den Januar, da ich im Januar den ganzen Monat Urlaub habe und mich dann mein Vater besuchen kommt, mit dem ich dann nach Iguazu, zu den Wasserfällen im Norden von Argentinien, reisen werde und nach Rio de Janeiro in Brasilien.
Bis bald und liebe Grüße:)
Plaza Independencia in Montevideo |
Die Rambla Italia in Montevideo |
Das Meer in Colonia |
Der Hafen in Colonia |
Wir vorm Meer in Colonia |
Blick auf das Meer |
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